22 Juni 2022

170 verwirrende Jahre Oder die Auswirkungen der Kalenderreform Papst Gregors XIII.

Es gibt zur Hoch-Zeit der Segelschiffe einen Aspekt, der mir zwar immer schon (zumindest teilweise) bekannt war, aber nicht in allen seinen konkreten einzelnen Auswirkungen.

Die Kalenderreform oder "Wir wollen unsere Tage zurück!"

Es ist sicher allgemein bekannt, dass für uns der "Gregorianische Kalender" gilt und die meisten dürften auch wissen, dass bei der Einführung des Kalenders 10 Tage ausgelassen wurden.

Warum ein Kalender?

Seit Urzeiten (zumindest seit der Zeit, als aus Jägern und Sammlern sesshafte "Bauern" wurden) leben die Menschen nach einem Kalender, die es allerdings in den verschiedensten Ausprägungen gab. Denn es ist wichtig, bestimmte Zeiten für die Aussaat bzw. Ernte bestimmen zu können. Ein bekannter Zeitpunkt dürfte z.B. die Nilschwemme sein. Bekannt sein dürfte allen der Maya-Kalender, nach dem wir alle am 21.12.2012 das Zeitliche hätten segnen sollten. 😀

Grundlage aller Kalender sind astronomische Beobachtungen/ Ereignisse, die regelmäßig wiederkehren. Diese beziehen sich meist entweder auf Ereignisse des Mondes (lunar) oder der Sonne (solar). Der bekannteste lunare Kalender ist der islamische Kalender, während die bei uns verwendeten Kalender solare Kalender sind bzw. waren. Im folgenden beziehe ich mich nur noch auf solare Kalender, da die Schwierigkeiten bei beiden Kalendern gleich sind.

Grundlagen der Kalender

Ein wesentlicher Punkt ist bei allen Kalendern die tatsächliche Länge eines Jahres. Ein Sonnenjahr (Tropisches Jahr) bezieht sich auf den Zeitpunkt gleicher Sonnenstände. Z.B. die Tagundnachtgleiche im Frühjahr/Herbst (gleiche Länge von Tag und Nacht) oder die Sonnenwende im Sommer/Winter (längster bzw. kürzester Tag im Jahr). Der Abstand aufeinander folgender gleicher Sonnenstände beträgt momentan (März 2021 – März 2022) 365 Tage, 5 Stunden, 55 Minuten, 54 Sekunden.

Da uns hier die Natur nun leider nicht ganze Tage vorgibt, unsere Kalender aber in ganzen Tagen rechnen, muss für die knapp 6 Stunden ein Ausgleich geschaffen werden, damit Kalenderdatum und Sonnenstände übereinstimmend bleiben. Passiert dies nicht, "wandern" die astronomisch festgelegten Sonnenstände durch den Kalender. Dies führte z.B. zum Wandern der o.a. Nilschwemme durch den ägyptischen 365-Tage-Kalender. Bei uns erfolgt der Ausgleich durch Einfügen eines zusätzlichen Tages in den Schaltjahren.

Kalenderrefomen

Das Wandern der Nilschwemme veranlasste Ptolemaios III. zu einer Kalenderreform mit der Einführung eines Schalttages (mit einem bleibenden restlichen Fehlbetrag). Die nächste für uns bedeutende Kalenderreform ist die Einführung des Julianischen Kalenders durch Julius Cäsar im Jahr 45 v. Chr. Allerdings ist das julianische Jahr um etwa 11 Minuten und 14 Sekunden zu lang. Dies führte in den rund 1600 Jahren zu einer Abweichung vom Sonnenlauf um mehr als sieben Tage.

Im Reformjahr 1582 wurde der Gregorianische Kalender unter Auslassung von 10 Kalendertagen (auf den 4. Oktober folgte der 15.) - und das folgende ist für uns wichtig - per Päpstlicher Bulle - eingeführt.

Warum interessiert uns die päbstliche Bulle?

Nun ist aber der Pabst lediglich in den katholischen Ländern wichtig, die protestantischen Länder lehnten die Einführung dieses Kalenders zunächst ab. Und zu den protestantischen Ländern gehör(t)en die aus schiffsbautechnischer Sicht interessanten Länder:
  • Königreich Dänemark
  • Nordöstliche Niederlande
  • Königreich Schottland
  • Königreich England
  • Königreich Schweden

Einschub oder wann fängt ein neues Jahr an?

Für uns alle fängt das neue Jahr am 01. Januar an. Dies war allerdings nicht immer der Fall. Bei den Römern galt bis 153 v. Chr. z.B. der erste März als Jahresbeginn, danach der 1. Januar. Bis 1691 galt in weiten Teilen Europas der 6. Januar als Jahresbeginn. Dagegen erfolgte der Jahreswechsel in Schottland bis 1600 und in England bis 1752 erst am 25. März.
 

Und warum sollte das uns interessieren?

Nun, man sollte im o.g. Zeitraum immer genau darauf achten, auf welchem Kalender ein angegebenes Datum basiert. Und dies nicht nur bei Daten mit Tag und Monat (ggf. 11 Tage Unterschied), sondern auch bei der Jahreszahl.

Während in England der 24.März der letzte Tag des Jahres 1737 war, war der 25. März der Neujahrstag 1738.

Und während man in London am 01.01. Briefe mit der Jahreszahl 1737 datierte, erfolgte dies in Paris am gleichen Tag mit dem Datum 12.01.1738, während man in Edinburgh mit 01.01.1738 datierte, da dort bereits 1600 der Neujahrstag auf den 01. Januar festgelegt wurde.

Verwirrend? - Ja!



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