05 Februar 2023

Lesezeichen aus Firefox oder Chrome in Excel-Liste überführen bzw. Ordner und Dateien der Festplatte in Excel-Liste aufführen

 Hallo,

der folgende Beitrag spiegelt eine Arbeitsidee von mir wieder. Die Dateien sind zum ausprobieren/ weiterentwickeln und enthalten z.B. keine Fehlerbehandlung. Aber ich wollte sie mal als Anregung weitergeben.

Für einen geplanten Beitrag (und eine erforderliche Neusortierung meiner Lesezeichen) benötigte ich eine Übersicht meiner Lesezeichen in Excel. Da ich im Web auf Anhieb nichts gefunden habe; aber auch nicht gewillt bin, zig Addons auszuprobieren, habe ich mir quick und (sehr) dirty eine Excelliste erstellt, mit der ich die exportieren Lesezeichen meiner Browser auswerten kann.

Mit einer anderen Datei kann man Ordner und Dateien von der Festplatte in Excel auflisten.
 
Lesezeichen:

Kleiner Hinweis vorab:
Falls jemand die Dateien nutzen möchte, ist ein gewisses Excel-Wissen erforderlich. Die Dateien sind in Excel 97 erstellt und enthalten keine Makros.

Aber ich versuche es hier mal möglichst anschaulich zu erklären:

1. Lesezeichen exportieren
    - Firefox: Lesezeichenmanager aufrufen (Strg + Umschalt + O) -> "Importieren und Sichern" -> "Lesezeichen nach HTML exportieren" und als "bookmarks.html" speichern-
    - Chrome: Lesezeichenmanager aufrufen (Strg + Umschalt + O) -> rechts in der Zeile "Lesezeichen" die 3 Punkte anklicken -> "Lesezeichen exportieren" und als "bookmarks_05.02.23.html" speichern.

2. Excel starten
   - Über "Datei öffnen" die .html-Datei öffnen
   - im sich öffnenden Fenster "Getrennt" und dann "Weiter" auswählen
   - im neuen Fenster die Vorgabe "Tabstop" mit "Weiter" bestätigen
   - im neuen Fenster die Vorgabe "Standard" mit "Fertig stellen" bestätigen

   - Passende Excel-Datei öffnen
   - in die Bookmark-Datei zurückwechseln, Spalte "A" kopieren
   - und in der Auswerte-Datei Spalte "A" markieren und über Rechtsklick Daten einfügen
   - Die Bookmarks werden ausgewertet nach "Ordner", "Ordner gestuft"= Baum und Linkadresse bzw. Hyperlink
 
   - Anmerkung: Die erforderlichen Formeln sind bis Zeile 3000 vorhanden. Wenn erforderlich, die Spalten "B" bis "P" einblenden und bis zur erforderlichen Anzahl kopieren

   - Über die Filterfunktion der Spalten ("Leere", "Nichtleere") lassen sich bei Bedarf passende Übersichten (nur Ordner oder nur Lesezeichen) filtern

   - Wichtig: Sollen die Daten weiter verwendet werden, Daten kopieren und in neuer Spalte einfügen!


Ungefiltert:
 


Gefiltert nach Ordnern:


Gefiltert nach Links:
 



Die Dateien sind bei Turbobit abrufbar:
 


Festplatte:

Die folgende Datei sollte ab Excel 2013 funktionieren und enthält Makros

Sie beruht auf einem alten Beitrag aus der PC-Welt und ist dafür aber auch etwas "kundenfreundlicher.

Über ein Startmenü kann man einen Ordner auswählen:
 

Man kann auch angeben, ob auch Unterordner berücksichtigt werden sollen:
 


Ein Klick auf "Weiter" startet das Einlesen und nach "Schließen" und man erhält einen neuen Reiter mit den Daten:
 

 
Excel-"Profis" können das Makro ändern und über "Weitere Auswertung" eigene Spalten in der Tabellde definieren.
Ohne Anpassung sollte "Weitere Auswertung" nicht ausgewählt werden, da es sonst zu einer Fehlermeldung kommt!
 

Wie gesagt, quick und dirty - aber für mein aktuelles Vorhaben reichen die Dateien aus.

Grüße,
Andreas
 



27 Juni 2022

Zimmermannsmarken (Holzmarkierungen / Abbundzeichen) in den Royal Dockyards

Eine Studie über den Schiffbau und die Holzwirtschaft in den Royal Dockyards in der Zeit von 1750 bis 1850, die sich auf eine archäologische Untersuchung von Markierungen auf Schiffshölzern konzentriert.

Shipbuilding and timber management in the Royal Dockyards 1750-1850 : an archaeological investigation of timber marks

Atkinson, Daniel Edward, 2007;
Dissertation, die für den Doktorgrad PhD (Doktor der Philosophie) an der University of St. Andrews eingereicht wurde.

(Hinweis: Der nachfolgende Text ist im Wesentlichen eine leicht bearbeite Übersetzung des Originals.)

Einleitung

Die Praxis des Schiffbaus im Zeitalter des „Age of Sail“ war ein komplexer Prozess, der das Know-how vieler Berufe erforderte, um sein Ziel zu erreichen. Vom ersten Design und der Konzeption des Schiffes bis zur Realisierung wurde eine Reihe von Schritten durchlaufen, die Organisation und Geschicklichkeit erforderten.

Die Entwicklung in der Schiffstechnologie seit den ersten Anfängen erforderte eine Verbesserung der Beherrschung der mit der Schiffsfertigung verbundenen Arbeitsprozesse. Mit den technologischen Möglichkeiten entwickelten sich auch die Organisationen und Betriebe weiter. So wurden technologische Fortschritte von Managementsystemen begleitet, die innerhalb der Werften eingerichtet wurden, um dem zunehmenden Wachstum Rechnung zu tragen. Dies betraf auch die wachsende Komplexität in der Verwaltung aller Arten von Materialien, von denen das wichtigste das Holz war. Die Verfeinerung und Organisation führte zu einer Standardisierung, um viele Schiffe gleichzeitig bauen und reparieren zu können.

Die vorliegende Studie untersucht einen Teilaspekt dieses Prozesses: die Untersuchung der Holzkennzeichnung im Rahmen der Holzwirtschaft und des Schiffbaus in den Royal Dockyards zwischen 1750 und 1850. Dieser Zeitraum wird aus zwei Gründen gewählt:

  • Erstens stellt die Zeit um 1750 bis 1850 eine besonders lehrreiche Zeit in der Entwicklung der Schiffstechnik und der Organisationsentwicklung der Royal Dockyards dar - insbesondere in Bezug auf die Bewirtschaftung von Holz.

  • Zweitens stammen die archäologischen Funde von Markierungen auf Holz im Zusammenhang mit den Royal Dockyards im Wesentlichen aus dieser Zeit. Diese Arbeit erörtert die Art der verfügbaren Nachweise für Holzmarken.

Wie wir sehen werden, entwickelte sich die Markierung von Holz seit dem Mittelalter mit den Fortschritten in Schiffsdesign und -technologie in der Neuzeit wesentlich weiter. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts gerieten die Royal Dockyards zunehmend unter Druck, Systeme einzuführen, die die Kontrolle über den Schiffbauprozesses und die Holzbewirtschaftung maximieren. Handfeste Beweise dafür haben in Form von Markierungen auf dem Holz überlebt. Diese Markierungen können auf den archäologischen Zeugnissen gefunden werden, die sich auf Schiffsresten und Gebäuden sowohl innerhalb der Royal Dockyards als auch anderswo befinden.

Im Laufe der vorliegenden Studie wird klar, wie uns diese bedeutenden archäologischen Entdeckungen helfen, den Schiffbauprozess und die damit verbundenen Aspekte der Holzwirtschaft zu verstehen.

Die Untersuchung von Holzmarkierungen innerhalb des Arbeitsprozesses der Royal Dockyards umfasst einen besonders breiten Bestand sowohl an archäologischem als auch an dokumentarischem Material.

Die verschiedenen Arten von Holzmarkierungen

Frühe Beispiele von Holzmarkierungen werden in Kapitel 2 besprochen und zeigen die vielen Variationen, wie diese Markierungen realisiert werden können. Anhand von Beispielen in den Hauptfunden der Studie werden auch eine Reihe von Markierungstechniken und -anwendungen aufgezeigt. Auffällig ist die große Bandbreite an Markierungen, die im Laufe der Zeit einen unterschiedlichen Grad an technischer und stilistischer Komplexität aufweisen können. So kulminieren beispielsweise die einfachen Markierungen auf der Belle in den komplexen Markierungssets, die auf der HMS Victory und der HMS Unicorn gefunden wurden. Die Ergebnisse dieser Entwicklung werden in späteren Kapiteln erörtert, doch zunächst müssen wir die vielen Arten von Markierungen in der Archäologie und ihre Entstehung erläutern. Die Definition einer Holzmarkierung im Zusammenhang mit der Praxis in den königlichen Werften bezieht sich auf Markierungen, die in ein Stück Holz eingeschlagen oder eingeritzt werden. Holzmarkierungen fallen in eine Reihe verschiedener Kategorien und unterscheiden sich in der Komplexität ihrer Form, ihrer beabsichtigten Bedeutung und letztendlich ihrer Interpretation. Die Gründe für diese Praxis liegen wahrscheinlich in der Notwendigkeit der Haltbarkeit in einem rauen und hektischen Arbeitsumfeld wie den Royal Dockyards. Der Wunsch, die Effizienz aufrechtzuerhalten und Verschwendung zu minimieren, bedeutete, dass die Übertragung von Informationen präzise und frei von Verwirrung erfolgen musste. Betrachten wir in diesem Sinne zunächst, wie die Zeichen zustande kommen.

Schnitzereien 

Diese Arten von Holzmarkierungen werden mit einem Stecheisen hergestellt und variieren in Größe und Stil. In ihrer einfachsten Form bestehen sie aus Ziffern der arabischen und römischen Konvention und einfachen Buchstaben (normalerweise ein oder zwei). Die Verwendung dieser Ziffern und einfachen Buchstaben bildet die häufigste frühe Variante von Markierungen, die sowohl in Form als auch Inhalt einfach gehalten ist. Die Ziffern und Buchstaben variieren im Stil und sind im Großen und Ganzen stilistisch schlicht. Es ist jedoch so, dass Schnitzereien in Verbindung mit Raspelmarken und Stempeln in den wichtigsten Fundstücken dieser Studie weiterhin verwendet werden.

Prägestempel

Diese Art von Holzmarkierungen ist die am wenigsten häufige Form des Nachweises und wird mit einem Stempel hergestellt, der in das jeweilige Holz gestanzt wird. Diese Stempel bestehen aus Buchstabengruppen (in der Regel zwei oder drei) und gelegentlich aus Ziffern in arabischer Schrift. Größe und Stil der Stempel variieren ebenfalls. Die durchschnittliche Größe der Buchstabengruppen beträgt etwa 20 mm x 20 mm und ist in römischer Schrift mit und ohne Serifen ausgeführt. Das Regierungskennzeichen (der " broad arrow ") wird ebenfalls auf Holz gestempelt und umfasst mindestens zwei Formen. Die genaue Beschaffenheit der Stempel selbst ist noch ungewiss, da nur wenige Exemplare aus archäologischen Funden bekannt geworden sind.

Reißmarken

Reißmarken sind die am häufigsten vorkommende Markierungsart in den Hauptbeständen der vorliegenden Studie (d. h. im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert). Diese Markierungen werden mit einem Reißhaken (manchmal auch als Schleppmesser bezeichnet) hergestellt, das eine hohle, hakenförmige U-förmige Klinge hat, die in einer Spitze endet (Abbildung 1.1). Am Schaft der Klinge ist ein kleiner Holzgriff angebracht, der dem Benutzer einen festen Halt beim Anreißen des Holzes ermöglicht. Abbildungen von Reißhaken finden sich in Publikationen über Werkzeuge aus dem 18. und 19. Jahrhundert (siehe Abbildung 3.7). Die durchschnittliche Größe eines Reißhakens beträgt etwa 200 mm mit einer gebogenen Klinge von etwa 50 mm Länge. Der Reißhaken wird häufig verwendet, um eine Vielzahl von Buchstaben, sowohl Groß- als auch Kleinbuchstaben, römische und arabische Ziffern sowie Symbole wie den " broad arrow " und andere zu formen, die mit den verschiedenen Arbeitsprozessen in den Königlichen Werften zusammenhängen. Die Größe, der Stil, der Inhalt und die Komplexität der Zeichen variieren beträchtlich und umfassen sogenannte komplexe und nicht-komplexe Zeichen.

1. Komplexe Markierungen

Diese bestehen aus schriftlichen und numerischen Zeichenfolgen, die oft einen mittleren bis hohen Grad an stilistischem und technischem Gehalt enthalten. Schriftformen können neben Einzelbuchstaben auch Abkürzungen oder vollständige Formulierungen enthalten. Diese Zeichenfolgen können sich auch auf andere Symbole im Zusammenhang mit der Weitergabe von Informationen beziehen.

2. Nicht-komplexe Markierungen

Im Gegensatz zu komplexen Markierungen bestehen diese Formen aus einfachen Linien und zugehörigen Symbolen, die getrennt von den komplexen Markierungen vorkommen.

Beispiele

Cheops Sonnenbarke

Die Sonnenbarke ist ein gutes Beispiel für frühe Holzmarkierungen, die an einem Schiff sichtbar sind. Die Schiffsüberreste wurden in einer rechteckigen Kalksteingrube neben der Großen Pyramide entdeckt. Sie bestehen aus zahlreichen Holzbrettern, die durch Zapfen verbunden und mit einer Reihe von Spanten und Querträger verzurrt sind, um die Form und Steifigkeit des Rumpfes aufrechtzuerhalten. Sie wurden restauriert und in einem Museum ausgestellt.

 

Sonnenbarke auf Wikimedia

(Hinweis: Die Sonnenbarke wird zukünftig im Grand Egyptian Museum zu besichtigen sein.

Die Holzmarkierungen erschienen auf vielen Hölzern und wurden mit weißer Farbe aufgemalt. Auffallend ist die Verwendung von vier religiösen Zeichen, um die vier zu unterscheidenden Viertel des Schiffes (Backbord und Steuerbord, Bug und Heck) zu kennzeichnen. (Abbildung 2.1).

Neben diesen vier allgemeinen Unterscheidungsmerkmalen wurden noch viele weitere Symbole angebracht, die in klarer Verbindung zur Lage der Hölzer und der Beziehung zueinander stehen (Abbildung 2.2), um den Schiffbauern bei der Konstruktion helfen.

Holzbearbeitung in den Royal Dockyards

Das für den Bau benötigte Holz wurde von paarweise arbeitenden Sägern aus den Stämmen auf die gewünschten Rohmaße geschnitten. Das Sägen erfolgte in den Sägegruben – ein Mann zieht die Säge von unten und der andere von oben (Abbildung 3.6).

Sobald dies erledigt war, stand das Holz bereit, um von den Schiffszimmermännern in die gewünschte Form gebracht zu werden. Die Werkzeuge des Schiffszimmermanns waren vielfältig und enthielten eine Axt und eine Queraxt (Dexel, Dachsbeil) zum Glätten und Formen von Holz, verschiedene Bohrer, Meißel, Hohleisen, verschiedene Hämmer. Außerdem beziehen sich zeitgenössische Quellen aus dieser Zeit auf „Schlepp“- oder „Renn“-Messer (auch Reißhaken genannt), die von den Schiffszimmermännern verwendet wurden, um Informationen verschiedener Art in das Holz zu ritzen (Abbildung 3.7).

Wiederverwertung von Holz - die Chesapeak Mill

Die Chesapeake Mill befindet sich am Fluss Meon bei Wickham in Hampshire, etwa 20 Meilen nordwestlich von Portsmouth. Das Gebäude besteht aus drei Stockwerken und einem Dachboden und ist aus rotem Backstein und Holz mit einem Mansardwalmdach aus Ziegeln und Zinkverkleidung errichtet.

In der 1820 erbauten Wassermühle (im Besitz des örtlichen Müllers John Prior) wurde Mehl hergestellt. Die Mühle wurde bis in die 1970er Jahre betrieben, bis sie den Betrieb einstellte. Das Gebäude wurde bis in die 1990er Jahre in einem verlassenen Zustand erhalten, bis eine lokale Gruppe Pläne entwarf, die Mühle als örtliches Museum zu nutzen, um die Geschichte der Chesapeake Mill und der darin befindlichen Hölzern zu erhalten.

Im Gegensatz zu den Schiffsholzbeständen im Master Shipwright's House in Deptford und im Wheelwright's Shop (Stellmacher-Werkstatt) in Chatham bietet die Chesapeake Mill ein einzigartiges Beispiel für die Wiederverwendung von Schiffsholz in einem industriellen Kontext außerhalb der Royal Dockyards. Außerdem sind die in der Mühle vorhandenen Schiffshölzer von besonderer Bedeutung, da sie von einem einzigen identifizierten Schiff stammen, der USS Chesapeake (1799), die für ihren Kampf mit der HMS Shannon (1806) während des Krieges von 1812 zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien bekannt ist.

Das glückliche Überleben eines solchen Ensembles ermöglicht Einblicke in den Schiffbau der neuen Republikanischen Marine gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Darüber hinaus bietet die Entdeckung von Holzmarkierungen auf den Hölzern einen interessanten Vergleich zwischen den Holzmarkierungspraktiken der Royal Dockyards und den Navy Yards in den frühen Vereinigten Staaten.

Die römischen Ziffern

Die auf den Hölzern aufgezeichneten Ziffern stellen einen Querschnitt von Zahlen dar, die in verschiedenen Größen und Stilen erscheinen. Die Zahlen reichen von 11 bis 44 und erscheinen auf den Seitenflächen und der Unterseite der Hölzer. Die Zahlen kommen sowohl auf Ober- und Unterdeck, sowie auf den Balken des Achterdecks vor. In einigen Fällen befinden sich neben den Ziffern auch Buchstaben oder Initialen (HM oder WH) und Zeichen, die zu fragmentarisch sind, um sie zu entziffern. Die Größe der Zeichen variiert zwischen 50 x 20 cm und 10 x 10 cm.

Für die römischen Ziffern kommen eine Reihe von möglichen Bedeutungen und Funktionen innerhalb der Baugruppen in Betracht. In Anbetracht der Nutzungsdauer des Schiffes und der relativ großen Anzahl von Umrüstungen und Reparaturen scheint es wahrscheinlich, dass selbst bei einer so kleinen Stichprobe von Hölzern alle eine Reihe von Reparatur- oder Umrüstungsepisoden darstellen. In Anbetracht der Art der archäologischen Befunde und der Unterstützung durch eine Reihe wichtiger dokumentarischer Quellen ergeben sich drei mögliche Phasen. Interessant ist, dass von den 11 der 15 Balken, die in der Sammlung vertreten sind und Markierungen aufweisen, nur einer keine römischen Ziffern aufweist.


HMS Victory (1765)

Im Gegensatz zu den o.g. Beispielen bieten die auf der HMS Victory (1765) entdeckten Holzmarkierungen eine besonders umfangreiche Ansammlung von Markierungen, die ausschließlich auf Schiffsrumpfteilen gefunden wurden.

Vielleicht noch wichtiger ist es, dass die Holzmarkierungen von Hölzern stammen, die sich bis vor kurzem noch an Ort und Stelle im Schiff befanden, also im Kontext stehen. Dies ermöglichte ein besseres Verständnis der Bedeutung und Funktion von Holzmarkierungen sowohl im Schiffbauprozess als auch bei der Verwaltung von Holz in den Werften.

Im Gegensatz zum Master Shipwright's House in Deptford und dem Wheelwright's Shop in Chatham haben wir es hier mit einem bekannten Schiff zu tun - in diesem Fall mit einem Schiff mit einer besonders langen und reichen Geschichte, was eine viel zuverlässigere Grundlage für die Analyse und Interpretation der archäologischen Funde bietet.

Hintergrund

Die HMS Victory stellt den größten Schiffstyp dar, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für die Royal Navy gebaut wurde. Die Victory war ein Linienschiff der 1. Klasse (First Rate) mit 100 Kanonen, eines der wenigen Schiffe dieser Klasse, die zu dieser Zeit gebaut wurden (In einer Flotte von insgesamt 300 Schiffen im Jahr 1756 gab es nur 3 Schiffe mit 100 Kanonen). Weitere zwischen 1750 und 1790 gebaute First Rates sind Royal George (1756; gesunken 1782), Britannia (1762), Royal Sovereign (1786), Royal George (1788) und Queen Charlotte (1790). Die Victory wurde als das größte von 12 Linienschiffen beauftragt, die im Rahmen der Marineplanung für 1759 vom Newcastle-Pitt-Ministerium vorgeschlagen wurden. Dieses Bauprogramm entstand aufgrund der Befürchtung einer Bedrohung durch die französische Marine.

Der Entwurf der Victory stammt von Sir Thomas Slade (1703-71), dem damaligen gemeinsamen Surveyor of the Navy (1755-70), und gilt als sein Meisterwerk. Er war vielleicht der fähigste Designer seiner Zeit und legte den Grundstein für zukünftige innovative Designer wie Sir Robert Seppings (Surveyor of the Navy der Marine 1813-32) im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts.

Der Entwurf der Victory wurde von der Admiralität gebilligt, und das Navy Board erteilte der Marinedirektion den Auftrag, mit dem Bau eines Schiffes mit 100 Kanonen in der Werft von Chatham am 7. Juli 1759 zu beginnen. Der mit der Aufsicht über die Arbeiten beauftragte Schiffbaumeister war John Lock, der nach seinem Tod im Jahr 1762 durch Edward Allin ersetzt wurde. Der Kiel wurde am 23. Juli 1759 im alten Dock (dem heutigen Dock Nr. 2) in Chatham gelegt. Die Praxis, für den Bau großer Schiffe ein Dock anstelle eines Bauslips zu verwenden, war aufgrund des fehlenden Gefälles erforderlich, da das Schiff beim Stapellauf keinen ausreichenden Schwung erreichen konnte. Nach dem Sieg in der Bucht von Quiberon und der geringeren Bedrohung durch die französische Marine im Jahr 1759 wurde der Bau der Victory in einem gemächlichen Tempo fortgesetzt. So wurde die Victory am 7. Mai 1765 "zu Wasser gelassen" und in Ordinary (in Reserve) gestellt.

Die HMS Victory wurde am 12. März 1778 in Dienst gestellt und erlebte eine lange und erfolgreiche Karriere und diente als Flaggschiff für so bedeutende Kommandanten wie Keppel, Howe, Hood und Jervis (Lord St. Vincent) - um nur einige zu nennen - und gewann ehrenvoll Schlachten bei Ushant (1778) und am Kap St. Vincent (1797). Natürlich ist die Victory für ihre Rolle in der Schlacht von Trafalgar am 21. Oktober 1805 berühmt, als Flaggschiff unter dem Kommando ihres berühmtesten Kommandanten, Admiral Lord Nelson. Nach Trafalgar war die HMS Victory weiterhin im Seedienst, unter anderem als Truppenschiff auf dem Tejo und später als Konvoi-Eskorte in der Ostsee. Am 28. November 1812 wurde die Victory in Portsmouth ausgemustert und in Ordinary gestellt. Die restliche Zeit ihrer Karriere verbrachte die HMS Victory in Portsmouth, wo sie eine Reihe von Aufgaben erfüllte, z. B. als Flaggschiff des Hafenadmirals, Residenz des Kapitäns der Reserveflotte und als Wachschiff. Hier blieb die Victory bis 1922, bis sie in das Dock Nr. 2 gebracht wurde, ihre endgültige Ruhestätte.

Im Jahr 1922 wurde mit der Renovierung der HMS Victory begonnen, dem ersten und vielleicht  umfangreichsten Programm zur Restaurierung historischer Holzschiffe dieser Art (die Restaurierung der HMS Trincomalee, der USS Constitution und in gewissem Maße auch der USS Constellation in den letzten Jahren sind die einzigen vergleichbaren Projekte - obwohl die Schiffe natürlich viel kleiner sind). Die Arbeiten laufen seit 1922 fast ununterbrochen und gipfelten in der Enthüllung der Victory, in ihrem dem Jahr 1805 entsprechenden Zustand anlässlich der Zweihundertjahrfeier der Schlacht von Trafalgar im Jahr 2005.

Die Bedeutung der Victory als archäologische Forschungsstätte wurde durch die Forschungsmöglichkeiten gewürdigt, die sich in den letzten Jahren während der Restaurierung boten. Obwohl viele Informationen verloren gegangen sind, haben uns die Arbeiten wie die über die Entstehung von Goodwin 1998 viel über den Bau und die technische Entwicklung der Victory verraten – und uns eine unschätzbare Gelegenheit für das Studium der Holzmarkierungen geboten.

Die Erfassung der Holzreste der HMS Victory

Die laufende Restaurierung und die umfangreichen Reparaturen an dem Schiff in den letzten Jahren haben dazu geführt hat dazu geführt, dass ein Großteil des verrotteten oder beschädigten Holzes aus dem Schiff herausgebrochen wurde. Die daraus resultierenden Fragmente oder Abfälle wurden eingelagert. Ein großer Teil dieser Fragmente wurde im Rahmen eines von der Society for Nautical Research finanzierten und vom Scottish Institute of Maritime Studies der Universität St. Andrews durchgeführten Schiffsholzprojekts untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung bilden die Grundlage für dieses Kapitel. Natürlich hat in den meisten Fällen die Entnahme der Hölzer aus dem Schiff, wie z. B. ganzer Decksbalken oder Futtocks, dazu geführt, dass diese Komponenten in kleinere Teile zerlegt wurden, um den Abtransport aus dem Schiff zu erleichtern und den Platzbedarf bei der Lagerung zu minimieren. Die relativ geringe Größe vieler Einzelteile bedeutet, dass sie leichter zu bearbeiten sind als die im Schiff verbauten Hölzer. Außerdem standen, anders als bei den in den vorangegangenen Kapiteln behandelten Hölzern, alle Oberflächen der Hölzer zur Untersuchung zur Verfügung. Auch war der Zustand der Hölzer im Allgemeinen gut, obwohl einige Anzeichen von Fäulnis und Schäden durch Nagekäfer festgestellt wurden. In mehreren Fällen führte dies zum Verlust von Details, da einige der Hölzer brüchig und bröckelig waren.


Die Untersuchung und Aufzeichnung der Schiffshölzer erbrachte eine Vielzahl von Informationen über die verschiedenen Komponenten, die beim Bau und bei den späteren Reparaturen des Schiffes verwendet wurden. Im Großen und Ganzen handelt es sich bei den Holzresten um eine Ansammlung von Hölzern, die während einer der wichtigsten Restaurierungsphasen aus der Victory entnommen wurden - der größte Teil davon in den 1970er und 80er Jahren. Ein Nachteil bei der Untersuchung von dislozierten (aus dem Zusammenhang gerissenen) Schiffshölzern ist jedoch der hohe Anteil von Holzteilen, die nicht mehr in Verbindung mit ihrem ursprünglichen Zweck gebracht werden können. In vielen Fällen wurden bei der Untersuchung der Hölzer viele Fragmente einfach beiseite gelegt.

Von den 490 Hölzern, die genügend Details für eine sinnvolle Untersuchung und Analyse enthielten, konnten 107 aufgrund der fragmentarischen Beschaffenheit nicht mehr ihrer ursprünglichen Verwendung zugeordnet werden. Diejenigen, die positiv identifiziert werden konnten, zeigten jedoch einen breiten Querschnitt der Arten und einige interessante Details. In einigen Fällen waren noch mehrere Komponenten miteinander verbunden, wie z. B. zwei Abschnitte eines Verbundträgers, ein Abschnitt eines Knies, der an einem Teil eines Balkenendes befestigt war, oder Fragmente einer Beplankung, die noch an einem Teil eines Futtocks befestigt war.

Obwohl einige Hölzer stark beschädigt waren, wiesen die meisten einen hohen Informationsgehalt in Bezug auf die Art der Konstruktion der Victory, die Praktiken des Schiffbaus in der Werft und die vielen Aspekte ihres Arbeitslebens auf.

Belege für die Kennzeichnung des Holzes im Rahmen der Verarbeitung finden sich auf vielen Hölzern aus den Beständen, z. B. Holznummer 99. Tatsächlich zeigt ein Dokument über die Markierung von Holz durch den Timber Master in Chatham bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit den auf diesem Holz vermerkten Markierungen. Außerdem liegt das Datum dieses Dokuments nur zwei Jahre nach dem Datum 1814, das sich auf diesem Querträger befindet.

Das Dokument fährt fort:

"Unter Bezugnahme auf unsere allgemeine Anweisung vom 9. November teilen wir Ihnen zur Beachtung bei der Entgegennahme der Waren der Herren Jolly mit, dass die TM (Timber Master), die dieselben untersucht haben, berichten, dass sie die Enden jedes Stücks Eichenvollholzes, der Planken und des Decks mit den Initialen IWD mittels eines Hammers markiert und in der Mitte eines jeden Stückes ähnliche Buchstaben eingeritzt haben, zusammen mit der Länge, Breite, Dicke, fortlaufender Nummer und dem Inhalt, wie auf der anderen Seite beschrieben, wodurch jedes Stück identifiziert werden kann..."

Schlussfolgerung

Der Fund der Holzmarkierungen auf der HMS Victory ist besonders wichtig, nicht nur wegen der bedeutenden Geschichte der Victory, sondern auch wegen des Umfangs und der Vielfalt, die durch das Überleben der Gesamtheit der Holzmarkierungen auf einem bekannten und noch intakten Schiffe verdeutlicht wird. Die Victory ist auch der größte Bestand an Markierungen, der innerhalb einer bisher untersuchten Schiffsholzansammlung festgestellt wurde. Die Vielfalt der Markierungen bietet Beispiele für alle Markierungstypen und die umfassendste Darstellung von Markierungen auf einer Reihe verschiedener Arten von Schiffsholzteilen. Der Inhalt (und der Umfang des Inhalts) und die stilistischen Merkmale der Holzmarkierungen stellen Weiterentwicklungen ggü. den in den vorangegangenen Kapiteln diskutierten Markierungen dar. Wir sehen die kontinuierliche Entwicklung von Markierungen von den einfachen Markierungen, die bereits erwähnt wurden, zu umfassenderen Belegen für Markierungen, die "einfache" Sprache enthalten, was wahrscheinlich auf eine Verbesserung der Rechen- und Lesefähigkeiten in den Royal Dockyards hinweisen. Die auf der Victory zu sehenden Zeugnisse sind ein greifbarer Beweis für die Entwicklung der Holzmarkierung von den einfacheren Markierungen aus dem 18. Jahrhundert bis hin zu den Markierungen, die für die Systeme stehen, die zur besseren Kontrolle der Holzverwaltung in den Royal Dockyards zu Beginn des 19 Jahrhunderts angewendet wurden.

HMS Unicorn (1824)

Im letzten Kapitel wurde ein umfangreicher Bestand von Holzmarkierungen der HMS Victory beschrieben, einem Schiff mit einer bedeutenden Geschichte und einer langen Lebensdauer. Die Victory wurde zwar in Chatham gebaut und zwischen 1802 und 1803 in der Werft umfassend repariert, doch die meisten der erhaltenen Rumpfhölzer stammen aus Reparatur- und Umrüstungsphasen in der Werft von Portsmouth im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Die umfangreiche Ansammlung von Holzmarkierungen bezieht sich daher auf eine Reihe dieser Reparatur- und Umrüstungsepisoden, was es in vielen Fällen schwieriger macht, die Beziehungen zwischen den Markierungen und den Hölzern, auf denen sie gefunden wurden, genau zu bestimmen. Im Gegensatz dazu stehen die auf der HMS Unicorn (1824) entdeckten Holzspuren für eine einzige Episode, nämlich den Bau des Schiffes in Chatham zwischen 1819 und 1824. Die HMS Unicorn, wie sie heute vorgefunden wird, bietet daher ein einzigartiges Forschungsinstrument zum Verständnis eines Bestands von Zeichen, die zu dieser einzigen Episode gehören. Im Wesentlichen weisen alle bisher entdeckten Markierungen auf diese eine Epoche hin und bieten, wie noch deutlich werden wird, beispiellose Forschungsmöglichkeiten für die Untersuchung von Holzmarkierungen und wie sie sich auf die Holzbewirtschaftung und den Schiffbauprozess in den frühen Royal Dockyards des 19. Jahrhunderts beziehen. Von zentraler Bedeutung für das Studium der Holzmarkierungen auf der HMS Unicorn ist auch die Anwesenheit von Markierungen, die die Entwicklung der Merkmale der Markierungen veranschaulichen, sowohl in Bezug auf Stil als auch auf Lesbarkeit. Somit präsentiert die Untersuchung den Zenit der Holzkennzeichnung innerhalb der Royal Dockyards im Zeitalter des Segelns.

HMS Unicorn (1824) auf Wikimedia

Galionsfigur der HMS Unicorn auf Wikimedia 

Geschichte der Unicorn

Die Unicorn war eines von vier Schiffen, die ab 1818 in Chatham gebaut werden sollten. Zusammen mit ihren Schwesterschiffen Thames, Diana und Mermaid bildete die Unicorn eine gemeinsame Schiffsklasse, die zu dieser Zeit für die Marine gebaut wurde, nämlich die 46 Kanonen schwere Fregatte. Die Leda-Klasse, zu der diese Schiffe gehören, war eine Anpassung und Weiterentwicklung der Leda-Klasse (38 Kanonen), eines Fregattentyps, der auf der Hebe (38 Kanonen) beruhte, einer französischen Fregatte, die 1782 gekapert wurde.

Dieses von Sané entworfene Schiff war die Grundlage für die Entwicklung der französischen Fregatte mit 40 Kanonen, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Royal Navy mit der Leda-Klasse nachzog, dem Prototyp der größten Fregattenklasse, die je für die Royal Navy gebaut wurde.

Am 2. Mai 1818 begannen die Vorbereitungen für den Bau einer Reihe von Fregatten mit 46 Kanonen, von denen vier in Chatham gebaut werden sollten. Im selben Jahr erging ein Schreiben von der Marinedirektion an die Werften, in dem es hieß, dass ein "Schema" für den Bau der Fregatten Mermaid, Thames und Unicorn geschickt wurde, und dass Holz für die Spanten zur Verfügung gestellt würde, das verarbeitet, gelagert und abgedeckt werden sollte.

Die Spanten sollten nicht ohne weitere Anweisungen des Marineamtes aufgestellt werden. Am 16. Mai wurde den Offizieren in Chatham in einem weiteren Schreiben mitgeteilt, dass auch Zeichnungen über die Anordnung der Spanten und Sektionen für den Bau der Mermaid, der Thames und der Unicorn zur Verfügung gestellt würden. Zwei Jahre später -1820 - wurden vom Marineamt die Kostenvoranschläge für die Jahresscheiben der Arbeiten in Chatham ausgegeben. Die Voranschläge enthielten auch den Auftrag, die Fregatten Diana und Latona, die damals auf Slip Nr. 4 bzw. 5 gebaut wurden, zu vollenden. Außerdem sollten Vorbereitungen getroffen werden, um "ihre [Unicorn und Thames] Spanten teilweise aufzubauen und mit der Beschaffung anderer Materialien fortzufahren". Da die Werft in dieser Zeit im "Friedensmodus" arbeitete, ging der Bau der Unicorn in einem recht gemächlichen Tempo voran und sie wurde am 31. März 1824 zu Wasser gelassen, sieben Monate nach der Thames, die zur gleichen Zeit begonnen wurde.

Da zu dieser Zeit ein längerer Frieden herrschte, bestand kein Bedarf an einer großen Anzahl von Schiffen und so wurde die Unicorn sofort überdacht und als Ordinary eingestuft (Reserve auf dem Medway). Im Jahr 1857 wurde die Unicorn nach Woolwich geschickt, um als Pulverschiff eingesetzt zu werden, und blieb da als solches bis 1862, bis sie nach Sheerness an der Mündung des Medway zurückgebracht wurde, um erneut in Ordinary gestellt zu werden. Da die Unicorn nie den Strapazen des Seedienstes ausgesetzt gewesen war, blieb sie in einem  ausgezeichneten Zustand. Daher wurde die Unicorn 1873 nach Dundee geschleppt, wo sie zu einem Exerzierschiff für die Royal Naval Reserve umgebaut werden sollte, um die HMS Brilliant zu ersetzen, die nach Inverness verlegt wurde. Die Unicorn spielte eine während beider Weltkriege stille, aber wichtige Rolle als Hauptquartier des leitenden Marineoffiziers Dundee, Die Unicorn lag ursprünglich im Earl Grey Dock, das heute zugeschüttet ist und sich unter der heutigen nördlichen Anlegestelle der Tay Road Bridge befindet. Im Jahr 1961, mit den Vorbereitungen für die neue Brücke, wurden Pläne zum Abbruch der Unicorn vorgelegt. Nach großem Aufschrei wurden die Pläne jedoch aufgegeben. Daraufhin wurde sie in das Victoria Dock flussabwärts verlegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die beiden Reserven zusammengelegt, und 1967 begannen die Arbeiten am neuen Tay Division RNR-Hauptquartier an Land. Die Unicorn war erneut in Gefahr, da sie nicht mehr als nicht mehr als Stützpunkt für die Marinereserve benötigt wurde.

Daher wurden 1968 Pläne für die die Gründung der Unicorn Preservation Society präsentiert und gegen Ende desselben Jahres nahm der Duke of Edinburgh die Unicorn im Namen der Gesellschaft von der Marine entgegen.

Robert Seppings und der Entwurf der HMS Unicorn

Die Bedeutung der Unicorn liegt vor allem in ihrem Design und ihren Konstruktionsmerkmalen, die darauf abzielten, die traditionellen Methoden des Schiffsbaus zu verbessern, wie sie in den bereits erwähnten Beispielen, insbesondere auf der Victory, zu sehen waren. Die Person, die für diese revolutionären Verbesserungen im Schiffsdesign und -bau verantwortlich war, war Sir Robert Seppings (Surveyor of the Navy 1813-1832). Trotz des anhaltenden Widerstands vieler Mitglieder des Marine-Establishments gegen Innovationen, konnte er wichtige Verbesserungen einführen. Diese Verbesserungen betrafen in erster Linie die Suche nach Mitteln, mit denen die Festigkeit des Schiffsrumpfes erhöht werden konnte, ohne dass große Mengen an Holz verwendet werden mussten, was teuer und schwer war. Darüber hinaus entwickelte Seppings ein verbessertes Design für die traditionelle Anordnung des "quadratischen" Hecks eines Schiffes. Die verschiedenen von Seppings eingeführten Innovationen lassen sich am gesamten Rumpf der Unicorn erkennen.

Aufgrund der Holzknappheit während der napoleonischen Kriege (1792-1815) war geeignetes Holz für viele Rumpfteile nur schwer zu bekommen. Der zunehmende Einsatz von Eisen beim Bau von Schiffen bot eine gute Alternative zur traditionellen Verwendung von Holz für wichtige Bauteile. Dies galt vor allem für die größeren Holzteile und das gebogene Holz, das für die Herstellung von Bauteilen wie hängenden oder liegenden Knien benötigt wurde. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts führten innovative Konstrukteure wie Snodgrass und Roberts die Verwendung von Eisen oder Kombinationen aus Holz und Eisen für die Konstruktion von Schiffen ein. Viele Variationen des hängenden und des liegenden Knies wurden eingeführt. In den 1790er Jahren wurde es üblich, dass das hölzerne hängende Knie immer häufiger direkt unter dem Decksbalken platziert wurde, anstatt wie früher seitlich. Die Stütze wurde an der Seite des Schiffes angeschraubt, wo das eiserne Knie am Decksbalken, der Stütze und dem Balkweger ([Längsträger] der sich über die gesamte Länge der Seite des Schiffes erstreckte, auf dem die Decksbalken aufliegen) befestigt wurde. Die Größe, Form und Abmessungen der eisernen Knie variierten je nachdem, auf welchem Deck die Knie eingesetzt wurden. Die Entwicklungen wie Roberts eisernes Knie waren bereits seit dem späten 18. Jahrhundert auf Marineschiffen in Gebrauch, ebenso wie Varianten wie das Plattenknie  und das eiserne Gabelknie. Letzteres wurde von Seppings weiterentwickelt und führte u. a. zum massiveren gegabelten eisernen Knie, wovon Beispiele auf der Unicorn zu sehen sind.

Die Holzmarkierungen auf der Unicorn

Methodik für die Erfassung der Holzmarkierungen

Die Vermessung und Erfassung der Holzmarkierungen auf der Unicorn stellte eine Reihe interessanter Herausforderungen dar, vor allem aufgrund der großen Anzahl der Spuren, der Lage und des Zustands, in dem die Spuren überlebt haben, sowie der sich daraus ergebenden Interpretationsmöglichkeiten. Die Unicorn erforderte eine spezielle Aufzeichnungsmethodik, ähnlich der, die auf der HMS Victory angewandt wurde, aber darüber hinaus musste der Einzigartigkeit der überlieferten Spuren Rechnung getragen werden. Wie bereits festgestellt wurde, hat das unvergleichliche Forschungspotential der Unicorn die Untersuchung eines Schiffes der Royal Naval ermöglicht, das sich seit seinem Stapellauf in Chatham im Jahr 1824 kaum verändert hat. Diese Tatsache an sich bedeutete, dass die Vermessungs- und Aufzeichnungsstrategien einen sensiblen Umgang nicht nur nicht nur im Hinblick auf die greifbaren Überreste selbst, sondern auch in Bezug auf geeignete Methoden erforderten.

Da es sich bei der Unicorn um einen intakten Schiffsrumpf handelt, der seit seinem Bau kaum verändert wurde, war es war es wichtig, so viele Informationen wie möglich über die quantitative Beschaffenheit der Holzmarkierungen zu erhalten, z. B. wie viele Spuren in bestimmten Bereichen des Schiffes zu finden waren, und ob dies einen Einfluss auf die analytischen und interpretativen Schlussfolgerungen hat. Die räumliche Verteilung war ebenso wichtig wie die Lage der Markierungen auf den Rumpfkomponenten selbst. Die räumliche Analyse der Markierungen und die Details, die durch die kleinen Unterschiede gewonnen wurden, ermöglichten ein besseres Verständnis der der fortschreitenden Konstruktion des Schiffes und ermöglichte es, mögliche Beziehungen zwischen Gruppen von Markierungen zu testen.

Zusätzlich zu dem allgemeinen Bild, das die Markierungen vermitteln, war es wichtig, einen möglichst vollständigen Bestand von Holzmarkierungsarten zu erhalten. Dazu gehörten der Stil und typologische Merkmale der Markierungen sowie die Informationen, die sie vermitteln. Darüber hinaus wurden auch chronologische Merkmale der Markierungen berücksichtigt, und zwar in Bezug auf das mögliche Datum, die Markierungsphase und die Arbeitsweise der Werft, in der die Markierungen angebracht wurden. Die Unterscheidung zwischen den Markierungen, die auf den Hölzern angebracht wurden, bevor sie in der Unicorn verbaut wurden, und denjenigen, die mit dem Bau des Schiffes zusammenhängen, war ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Im Laufe der Untersuchung wurde immer deutlicher, dass sich der Bestand der Markierungen auf eine breite Palette von Arbeitsphasen während des gesamten Bearbeitungsprozesses der Hölzer in der Werft bezog.

Viele dieser Kriterien wurden jedoch durch das variable Überleben oder die Identifizierung der Markierungen in bestimmten Bereichen des Schiffes beeinflusst. Trotzdem wurde eine große Menge an Daten gewonnen. Nach einer allgemeinen Bewertung von Umfang und Zustand der überlebenden Markierungen wurde eine geeignete Forschungsstrategie festgelegt. Da sich alle Markierungen an Ort und Stelle befanden, wurde beschlossen, die auf den Deckstrukturen entdeckten Markierungen zuerst zu behandeln, da diese am leichtesten zugänglich sind. Die Deckspläne wurden anhand von Informationen direkt aus den Originalzeichnungen der Admiralität erstellt. Es wurden Pläne für das Wetterdeck, das Geschützdeck, das Zwischendeck und das Orlopdeck erstellt. Bei der systematischen Vermessung der Decksstrukturen wurden dann Arbeitskopien der Pläne verwendet. Die Position der auf den Deckshölzern vermerkten Holzmarkierungen wurde in den Decksplan eingetragen und erforderlichenfalls mit Anmerkungen versehen. Nach Abschluss der ersten Vermessung wurden weitere Deckspläne erstellt und mit der Position und der Art der einzelnen Holzmarkierungen versehen. Zur Kennzeichnung der verschiedenen Markierungsarten wurde ein einfacher Farbcode verwendet: rote Punkte für Schnitzereien und blaue Punkte für Rillenmarkierungen.

Nach Abschluss der allgemeinen Untersuchung wurden die Holzspuren auf ihr Interpretationspotenzial hin untersucht und repräsentative Proben wurden für eine 1:1-Abzeichnung ausgewählt. Dies geschah mit durchsichtigen Acetatblättern und schwarzen Permanentmarkern. Zusätzlich zu den Abdrücken wurde eine schriftliche Aufzeichnung auf eigens entworfenen Formblättern erstellt. Die schriftliche Aufzeichnung sollte eine gründliche Beschreibung der Merkmale und Abmessungen der Markierungen selbst und der Hölzer, auf denen sie angebracht waren, sicherstellen. Diese primäre Aufzeichnung sollte dann das Material für die anschließende Analyse und Interpretation liefern.

Arten von Zeichen

Die auf der Unicorn gefundenen Markierungen umfassen zwei der drei Haupttypen, und zwar Schnitzereien und Reißmarken. Auf der Unicorn wurden bisher keine Stempel festgestellt, was in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass die Holzteile an Ort und Stelle verbaut sind und daher viele Oberflächen der Hölzer für eine Inspektion nicht zur Verfügung stehen.

Schnitzereien

Diese Art von Markierungen wurde auf einer Reihe von Holzbauteilen festgestellt und weist auf eine Reihe möglicher Markierungszeiträume hin, die in vielen Fällen auf demselben Holz zu finden sind. Auch Bemerkenswert ist die besonders feine Ausführung vieler Schnitzereien, die die hohe Kunstfertigkeit und das Können der Werftarbeiter unterstreicht.

Reißmarken

Diese Zeichen wurden ebenfalls auf den meisten Holzarten festgestellt und weisen wie die Schnitzereien ebenfalls auf eine Reihe von Markierungszeiträumen hin. Die schiere Anzahl der Markierungen ist auch besonders auffällig und stellt somit nicht nur eine der größten Ansammlungen von der bisher auf hölzernen Schiffen gefundenen Reißmarken, sondern auch ein hohes Maß an den Informationen, die in den Zeichen dargestellt sind. Erwähnenswert ist auch der Fund von "Standort"- oder "Richtungs"-Markierungen, die die Lokalisierung von Hölzern innerhalb des Rumpfes erleichtern. Im Falle beider Markierungsarten ist klar, dass die Markierungen zu Phasen der Arbeitspraktiken gehören, die von der der Verarbeitung des Stammholzes bis zum Bau des Schiffes reichen.

Schiffsbau

Viele der auf der Unicorn gefundenen Markierungen stellen eindeutig Informationen dar, die den Schiffsbauern während des Baus helfen sollen. Die Bedeutung dieser Arten von Markierungen wurde bereits im letzten Kapitel hervorgehoben. Die Klarheit und der Stil der Zeichen auf der Unicorn scheinen auch die zunehmende Standardisierung der Zeichen zu veranschaulichen, um Verwechslungen unter den Arbeitern zu vermeiden, vor allem wenn viele Schiffe der gleichen Klasse zur gleichen Zeit gebaut wurden.

 

 

Weiterführende Links:

Survey of Timber Marks and Fabric Analysis On HMS Victory (1765)

The influence of industrial technology and material procurement on the design, construction and development of H.M.S. Victory 

Homepage der HMS Unicorn (1824)

Zeichnungen der HMS Unicorn (1824) im Royal Museums Greenwich

The History and the Future of HMS ‘Unicorn’


Hinweise:

02.07.22: Text ergänzt um den Abschitt "Die verschiedenen Arten von Holzmarkierungen" und kleinere Fehler korrigiert

 
Mitglied beim Arbeitskreis historischer Schiffbau e.V. und bei der Nautical Research Guild



 



















 

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